Nachhaltiges Wachstum für Nordafrika
Bietet ökologisches Wirtschaften nach dem „arabischen Frühling“ Chancen für Nordafrika? Wie kann das dringend benötigte Wachstum in der Region nachhaltig gestaltet werden? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Experten aus Tunesien und Europa in der Brüsseler Repräsentanz der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). GIZ und KfW Entwicklungsbank hatten gemeinsam eingeladen zur Diskussionsveranstaltung „Fostering Growth for Sustainable Development: New Perspectives for the North African Region“. Die Referenten kamen aus Zivilgesellschaft und Wirtschaft, aus der Europäischen Kommission und von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Viele der 100 Gäste waren Vertreter europäischer Institutionen und internationaler Organisationen.
„Einen Diktator zu stürzen ist leichter, als eine Demokratie aufzubauen“, sagte Mohsen Marzouk, Generalsekretär der Arab Foundation for Democracy. Auch GIZ-Vorstandsmitglied Christoph Beier sprach in seiner Begrüßungsrede von einem „herausfordernden Reformprozess“, der nun in Ländern wie Tunesien bevorstehe. Es seien viele Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen, so zum Beispiel Demokratisierung und wirtschaftlicher Aufschwung, öffentliche Sicherheit und Umweltschutz. „Die Situation in Nordafrika ist eines der wichtigsten globalen Themen dieser Zeit“, stimmte ihm Norbert Kloppenburg, Mitglied des Vorstands der KfW, zu.
Mehr Unterstützung von internationaler Gemeinschaft gewünscht
Marzouk schätzte, dass die notwendigen politischen Reformen in Tunesien oder Ägypten fünf bis zehn Jahre dauern werden. „Aber das Wirtschaftswachstum kann so lange nicht warten“, lautete sein eindringliches Plädoyer. Schließlich seien es wirtschaftliche und soziale Probleme gewesen, die zu den Arabischen Revolutionen geführt hätten. Er wünsche sich von der internationalen Gemeinschaft mehr Unterstützung bei den aktuellen Herausforderungen. Optimistisch zeigte sich Aziz Mebarek von der Beteiligungsgesellschaft Africinvest-Tuninvest: „Die Chancen für einen wirtschaftlichen Aufschwung sind da – in vielen Bereichen.“
Nordafrika braucht Wirtschaftswachstum, das schnell einsetzt und gleichzeitig nachhaltig wirkt – in diesem Punkt waren sich die Diskutanten einig. So stellte Christian Pollack von der GIZ ein Projekt der dualen Berufsbildung in Marokko vor, in dem Nachwuchskräfte anhand der Bedürfnisse des Marktes ausgebildet werden. Auch dem ökologischen Wirtschaften schrieben die Diskutanten eine Schlüsselrolle zu. Thomas Prien (KfW) stellte ein Projekt vor, mit dem die KfW die Windenergie in Ägypten ausbaut.
Umweltschutz kein Selbstzweck
Henri-Bernard Solignac-Lecomte vom Entwicklungszentrum der OECD wies zudem auf drängende Umweltprobleme in der Region hin: „Der Wassermangel ist eine der größten Herausforderungen in der Region.“ Hier forderte er schnelle Lösungen. Umweltschutz sei kein Selbstzweck, sondern unbedingt nötig zum Wohl der Allgemeinheit. „Daher sollten wir die Bürger als Partner sehen, die sich an allen wichtigen Entscheidungen beteiligen können. Die Ereignisse in Nordafrika haben noch einmal gezeigt, wie wichtig das ist.“
Quelle: GIZ